Behandlungsmethoden der Edelsteine

 

Öl, Wachs oder Naturharz

Viele Edelsteine aus der Naturbekommen durch die Art ihrer Entstehung oder durch die Art ihres Abbaus Risse. Luft und mineralische Verunreinigungen in den Rissen können die Transparenz und den Glanz dieser Steine erheblich beeinträchtigen. Ersetzt man diese Verunreinigungen durch farblose, ölige Substanzen, die eine ähnliche Lichtbrechung wie der Stein besitzen, so werden die Risse für das blosse Auge fast unsichtbar.

Diese Behandlungsart erfolgt in 4 Schritten.

Zuerst werden die mineralischen Verunreinigungen mit starken Säuren entfernt.
Dann wird mit einer Vakuumpumpe möglichst viel Luft aus den Rissen gezogen und der Stein noch im Vakuum in das Öl oder Harz getaucht.
Beim Aufbau des normalen Luftdrucks wird das Öl/Harz in die Risse gepresst.
Mit dem abschliessenden Reinigen und Wachsen der Steine ist der Prozess abgeschlossen.

Die Spanne der verwendeten Öle und Harze reicht von Kanadabalsam über Zedernholzöl, Leinöl, Rapsöl bis hin zu synthetischem Motoröl.

Die Risse werden durch das Ölen zwar für eine Weile verborgen, aber nicht beseitigt.
Öle neigen dazu auszutrocknen, dadurch werden sie trübe und die Risse in den Steinen werden wieder sichtbar.

Durch eine erneute Behandlung, lässt sich der „verbesserte“ Zustand leicht wieder herstellen.

– geölte Steine sollten nicht in Watte oder Plastik-Tütchen aufbewahrt werden. Watte saugt das Öl auf, in Tütchen kann Feuchtigkeit entstehen, welche die Zersetzung des Öls beschleunigt.
– Eine starke Beleuchtung (Licht,Wärme) kann den gleichen Effekt hervorrufen.

Imprägnation

Öle und Naturharze können auch bei undurchsichtigen Steinen die Farbe intensivieren und den Glanz erhöhen.
Dies funktioniert nach dem gleichen Prinzip, nach dem ein nasser Stein farbintensiver wirkt als ein trockener.
Diese Oberflächenbehandlung dringt je nach Porosität des Steines nur wenige Millimeter in den Stein ein, weshalb sie als Imprägnation bezeichnet wird.

– Durch häufiges Tragen am Körper oder Kontakt mit Seife und anderen Waschsubstanzen wird das Wachs an der Oberfläche des Steines jedoch langsam entfernt.
– Starke Wärmeeinstrahlung kann das Wachs zum Schmelzen bringen.

Die möglichen Folgen: Der Stein wird blasser, matter, verändert die Farbe oder wird unansehnlicher.

Bei starker Paraffinierung ist der Nachweis des Wachses mit einem Schmelztest möglich.

Bei schwach gewachsten Steinen hilft jedoch nur eine Infrarotspektrometrische Analyse eines Fachlabors.

Deklarationsbestimmungen:

Die Behandlung mit farblosem Öl, Wachs oder Naturharz ist nach den CIBJO-Bestimmungen nicht deklarationspflichtig.

Edelsteine die häufig mit Öl/Wachs/Naturharz behandelt werden:

  • Beryll – (Aquamarin, Smaragd) – Risse füllen
  • Beim Smaragd ist diese Behandlungsart zum Standart geworden.
  • Topas (Imperial Topas, Blautopas) – Risse füllen
  • Korund (Rubin/Saphir) Risse füllen
  • Azurit – Imrägnieren
  • Jade – Risse füllen
  • Lapislazuli – imprägnieren
  • Malachit – imprägnieren
  • Opal (Edelopal, Feueropal) – Risse füllen
  • Quarz (Amethyst, Citrin, Bergkristall) – Risse füllen
  • Zoisit (Tansanit) – Risse füllen
  • Türkis – imprägnieren
  • Zirkon – Risse füllen

Behandlung mit Kunstharz

Kunstharze aus der Familie der Epoxidharze sind unter den Namen Opticon 224, Palm Öl, Araldit oder Gematrat weit verbreitet.

Entweder härten sie unter UV-Licht aus, oder durch Kombination von zwei Komponenten. Die erste Komponete hat die Aufgabe die Risse zu füllen, die zweite wird unter normalem Luftdruck auf dem Stein verrieben, um den gefüllten Hohlraum zu versiegeln.

Die optische Wirkung von Kunstharz ist die gleiche wie bei Ölen.
Aber auch Kunstharz kann sich langsam zersetzen.
Optikon, das am häufigsten benutzte Epoxidharz, wird übe die Jahre hinweg gelblich oder trübe.
Bei Smaragden wird deshalb wieder verstärkt auf das Ölen zurückgegriffen.

Rissfüllungen

Aggregate, Steine mit losem Korngefüge, und weiches, poröses Material, welches bruchgefährdet oder empfindlich gegen Chemikalien ist (z.B. Türkis), werden oft mit Kunstharz imprägniert.
Dadurch lassen sie sich besser bearbeiten, die Farbe wird intensiver und sie werden resistent gegen Chemikalien (Parfum, Schweiss).
Deshalb nennt man dieses Verfahren auch Stabilisieren.

Ein grosser Nachteil der Kunstharze ist, dass sie sich allmählich zersetzen.
Zum einen kann sich seine Farbe verändern, zum anderen verschwindet der Oberflächenglanz.
Die stabilisierten Steine lassen sich durch den gleichen Schmelztest identifizieren, wie bei behandelten Steinen mit Öl und Wachs.

Beim Berühren des Steines mit einer glühenden Nadel schmilzt oder zersetzt sich der Kunststoff und gibt einen scharfen Geruch ab. Bei geringeren Konzentrationen kann man es dagegen schlecht beobachten.

Deklarationsbestimmungen:

Stabiliesierte Steine müssen als „stabilisiert“ oder „behandelt“ deklariert werden.

Behandlung mit Glas

Rissfüllungen

Offene Risse und Ausbrüche in facettierten Steinen können durch eine spezielle Technik mit Glas gefüllt werden.
Bei diesem Glas handelt es sich um eine erstarrte Schmelze von Substanzen, die bei der synthetischen Herstellung von Edelsteinen zur Anwendung kommen. Die Fähigkeit bestimmter Chemikalien z.B. Lithiummolybdat und Kryolith werden ausgenutzt, im geschmolzenen Zustand die Edelsteinsubstanz anzulösen. Bei der Verfestigung der Schmelze verbindet sich das in Lösung gegangene Material des Edelsteins mit dem Schmelzmittel zu einem Glas und/oder kristallisiert als synthetisches Material wieder aus.

Bei manchen solchen behandelten Edelsteinen kann der Glasanteil bis zu 30% betragen.

Deklarationsbestimmungen:

„Verglaste“ Steine müssen ausnahmslos als „behandelt“ deklariert werden.

Färben

Die meisten Steine können wegen ihrer kompakten Struktur nur äusserlich gefärbt werden.
Diese Färbung kann erst am Ende aller Schleif- und Bearbeitungsvorgänge aufgebracht werden und ist daher gut nachzuweisen.

Um diese Beschränkung zu überwinden, werden die Steine einer Vorbehandlung unterzogen. Natürliche, bis zur Oberfläche reichende Risse werden mit starken Säuren freigeätzt. Wenn keine oder nur wenige Risse vorhanden sind, werden sie durch einen Temperaturschock künstlich erzeugt.
Anschliessend können die färbenden Substanzen durch die Risse in den Stein eindringen.

Durch diese Anwendung ist es möglich die Steine schon vor der Bearbeitung zu färben.

Verschiede Methoden:

  • Oberflächliches Färben durch gefärbtes Öl oder Wachs
  • Oberflächliches Färben durch lackähnliche Farbstoffe
  • Oberflächliches Färben durch Bedampfen mit Metallen
  • Tiefenfärbung durch gefärbtest Öl oder Wachs
  • Tiefenfärbung durch gefärbten Kunststoff
  • Tiefenfärbung durch Einkochen und/oder Einbrennen von Farbstoffe
  • Tiefenfärbung poröser Steine durch dehydrierte Zuckerlösung

Edelsteine die sich durch Färben verändern:

  • Bernstein: gelb => braun, rot, schwarz
  • Beryll: farblos, hellgrün => tief grün (Smaragd)
  • Chalcedon (Achat) grau => rotbraun (Karneol), orange, schwarz (Onyx), blau (Blau-Achat), grün (Grün-Achat)
  • Jade: grau-grün => tief-grün (C-jade)
  • Lapiszuli: fleckig hellblau => dunkelblau
  • Opal: weiss => schwarz (Schwarzopal)
  • Korund: rosa, farblos => rot, blau (Rubin, Saphir)
  • Türkis: schwach blau => hellblau, blau

Deklarationsbestimmungen

Nach den CIBJO-Bestimmungen müssen gefärbte Steine generell als „gefärbt“ oder „behandelt deklariert werden. Die einzige Ausnahme soll gefärbter Achat sein.

Brennen / Erhitzen

Das Erhitzen eines Steines kann eine Veränderung seiner Farbe oder Transparenz zur Folge haben.

Hohe Temperaturen können Oxidationsvorgänge der farbgebenden Inhaltsstoffe eines Steins auslösen (z.B. Amethyst)

Mineraleinschlüsse auflösen (z.B. Saphir)

Defekte im Kristallgitter ausheilen (z.B. Rauchquarz)
Und dadurch die Farbe eines Steines verändern.

Schlieren und Trübungen können aufgelöst werden, so dass der Stein klarer und transparenter erscheint. (z.B. Bernstein).

Das Ziel des Verfahren ist, dem Stein entweder eine begehrtere Farbe zu geben oder eine bessere Transparenz zu erzeugen.

Farbverändernde Edelsteine durch Erhitzen:

  • Achat: Grau, braun => rosa (Aprikosenachat)
  • Bernstein: trüb, gelb => trans. gelb (Echt Bernstein)
  • Beryll (Aquamarin): hellgrün => hellblau
  • Chalcedon: gelb => orangerot (Karneol)
  • Amethyst: violett => gelb (Citrin)
  • Tigerauge: goldgelb => rotbraun (Rotes Tigerauge)
  • Gueda: weiss, grau => blau (Saphir)
  • Rubin: dunkel => optimal
  • Saphir: dunkel => optimal
  • Topas: gelbbraun => pink (Imperial Topas)
  • Zirkon: rotbraun => blau, farblos
  • Zoisit: graubraun => violettblau (Tansanit)

Deklarationsbestimmungen:

Das Brennen von Edelsteinen muss nicht deklariert werden.

Bestrahlen

Bestrahlung mit energiereicher, elektromagnetischer Strahlung (Gamma-, Röntgen- oder UV-Strahlung) oder Elementarteilchen (Elektronen, Neutronen) bewirkt in einigen Mineralien starke Farbveränderungen.
Die erzeugte Farbe ist jedoch meistens nicht sehr stabil. Bei gelbem Saphir, dunkelblauem Beryll und Kunzit kann die künstlich hervorgerufene Färbung jedoch im Sonnenlicht verblassen.

Durch Bestrahlung mit Elementarteilchen werden neue Farbzentren erzeugt.
Als Strahlungsquellen werden Linearbeschleuniger (Elektronen) und Atomreaktoren (Neutronen) eingesetzt.
Als Nebenprodukt können durch die Bombadierungen auch Elemente entstehen, die zu einer merklichen Radioaktivität des bestrahlten Steines führen.

Die radioaktive Reststrahlung ist am bekanntesten bei Topas, der mit Neutronen beschossen wurde. Er kann nach der Behandlung noch mehrere Jahre lang eine messbare Radioaktivität aufweisen. Er muss dann zuerst in die Quarantäne, bevor er auf den Markt kommt.
Auch bei schwarzen Diamanten kann eine messbare Radioaktivität vorhanden sein, wenn einschlussreiches Ausgangsmaterial verwendet wird. In klarem, reinen Diamant, der fast nur aus Kohlenstoff besteht, kann keine Radioaktivität erzeugt werden.

Eine Bestrahlung hinterlässt nur selten erkennbare Spuren. Eine aufwendige Thermolumineszenz-Analyse bietet eine verlässliche Möglichkeit, auch schwach bestrahlte Steine zu identifizieren.

Einige Minerale strahlen auch von Natur aus durch Einlagerung von radioaktiven Elementen, vor allem Uran.

Edelsteine die ihre Farbe durch Bestrahlen verändern:

  • Beryll: blass gelb, blass rosa, farblos => intensiv gelb, orange, tiefblau
  • Chrysoberyll: gelblich, bräunlich => braun (Katzenauge)
  • Diamant: gelblich, bräunlich => gelb, grün, braun, schwarz
  • Fluroit: farblos => blau, grün, violett
  • Spodumen: rosa => grün
  • Quarz: farblos => rauchbraun, schwarz
  • Saphir: farblos => gelb
  • Saphir: blass gelb => intensiv gelb
  • Saphir: blass grün => grün
  • Topas: farblos => blau
  • Turmalin: rosa => rot
  • Turmalin: blass gelb => gelbbraun
  • Turmalin: blass grün => grün
  • Zirkon : farblos => blau
  • Zirkon : rotbraun => blau, farblos

 

Deklarationsbestimmungen:

Nach der CIBJO müssen künstlich bestrahlte Steine ausnahmslos als „bestrahlt“ oder „behandelt“ deklariert werden.

Glossar

Unheated unbehitzt, unbehandelt
Heated erhitzt
Coated beschichtet
Radiated bestrahlt
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